Liebe Unternehmensgestalter, Produktivitäts-Jäger, Macher und Umsetzer!
Heute darf ich ein sehr spezielles Thema ansprechen. Inspiriert durch unsere eigene Arbeit im Büro und der Wahrnehmung in vielen Unternehmen. Es geht um Liebenswürdigkeit. Ein Thema das auf den ersten Blick scheinbar nichts mit unserer technokratischen Welt der Produktionsunternehmen zu tun hat.
Ich könnte mir sogar vorstellen, dass einige allein durch den Titel abgeschreckt sind diese Ausgabe zu lesen. Ständig sind wir mit harten Fakten, Zahlen und konkreten Ergebnissen konfrontiert und trainieren uns an damit umzugehen. Vielfach überträgt sich diese Orientierung in unsere Führungsarbeit. Sie wird faktisch, nüchtern und entfernt sich damit auch Stück von ihrer Grundidee.
Einigen wir uns zuerst, was Liebenswürdigkeit in diesem Kontext bedeutet. Eine liebenswürdige Führungskraft holt das Beste aus den Mitarbeiten hervor. Das geschieht nicht alleine durch Nettsein, sondern vielmehr durch klare und konsequente Führungsarbeit. Mitarbeiter mit liebenswürdigen Führungskräften sind emotional entspannt und daher fokussierter und produktiver.
Sie sind ständig in einer positiven Weise gefordert und wollen eine ordentliche Leistung abliefern. Sie müssen sich nicht vor Fehlern fürchten, weil sie wissen, dass diese zu einem Entwicklungsprozess dazugehören. Denselben Fehler zweimal zu machen wäre ihnen aber selbst unangenehm. Kurz gesagt mit einer liebenswürdigen Führungskraft entwickeln sich Mitarbeiter, die sich selbst verwirklichen wollen und eine hohe Eigenverantwortung an den Tag legen.
Hier sind heute 3 Denkanstöße um dich selbst zu challengen ob du eine liebenswürdige Führungskraft bist:
1. Nicht herumeiern
Ertappst du dich manchmal dabei, dass du Entscheidungen hinauszögerst? Vielleicht ein potenziell unangenehmes Personalgespräch zu führen oder die notwendigen Kürzungen von Bonuszahlungen auszusprechen. Oder vielleicht drückst du dich sehr politisch aus, wenn Mitarbeiter mit Forderungen auf dich zukommen, die vielleicht gerechtfertigt sind aber aus irgendwelchen Gründen aktuell nicht erfüllbar sind.
Als Führungskräfte sollten wir uns immer möglichst klar ausdrücken und rasch entscheiden. Wenn eine solide Entscheidung im Moment schlicht nicht möglich ist, dann ist eine eindeutige Kommunikation wann entschieden wird, immer besser als unkommentiertes Verzögern.
Klarheit kann kurzfristig vielleicht schmerzhaft sein, aber auf lange Sicht ergibt sich eine stabile Basis. Jeder weiß, woran er ist, und es schwelt nichts unter der Oberfläche.
Tipp: Nobody is perfect. Es kann ja vorkommen, dass du in einem Gespräch in genau dem Moment nicht die richtigen Worte gefunden hast. Später im Tag oder am nächsten Tag denkst du dir dann „verdammt, das hätte ich anders machen sollen!“. Kein Problem! Hol den Mitarbeiter nochmal zu dir und korrigiere dich. Alles ist lösbar.
2. Fordern & Fördern
Fordern ist der Weg der Ergebnisorientierung. Du forderst konkrete Leistungen von deinen Mitarbeitern ein. Ich schrieb bewusst ErgebnisORIENTIERUNG und nicht Ergebnisse. Es kann nämlich sein, dass deine Mitarbeiter alles in ihrer Macht Stehende tun und dann doch nicht genau das Ziel erreichen. Dann bist du gefragt sie zu unterstützen. Vielleicht durch neue Technologien oder Schulungen.
Wenn sie sich einfach nicht genügend bemüht haben die Ergebnisse zu erreichen, bist ebenso du gefragt. Warst du nicht klar genug? Was hat dazu geführt, dass sie offensichtlich austesten, ob die Leistung ausreicht?
Fördern ist der Weg des Lobens. Du unterstützt deine Mitarbeiter durch ehrliche Anerkennung. Nicht nur für Dinge, die sie schon getan haben, sondern auch für das, was noch kommt. Du sprichst ihnen das Vertrauen aus, dass sie alle kommenden Herausforderungen mit Sicherheit hervorragend lösen werden.
Hinweis: Wichtig ist es die Balance zu halten und nicht auf der einen oder anderen Seite in ein Extrem zu rutschen. Wenn du deine Leute überforderst, brennen sie aus. Kurzfristig kann das funktionieren, mittel- und langfristig werden die guten Leute das Unternehmen verlassen und der Rest wird immer schlechtere Ergebnisse produzieren.
Wenn du deine Leute überförderst, befindest du dich in netter Gesellschaft, die aber nichts weiterbringt. Wir haben für Alles und Jeden Verständnis und unendlich viele Ausnahmeregelungen. Produktivität kannst du in so einem Umfeld abschreiben.
3. Nichts tun
Ja, richtig gelesen. Nichts tun ist oft eine sehr wirkungsvolle Methode und hat auch was mit Liebenswürdigkeit zu tun. Wie kommts? Stelle dir folgendes Szenario vor: Ein Mitarbeiter kommt in dein Büro sagt: „Chef, wir haben ein Problem!“ Worauf hin du sofort interessiert fragst: „Oh, was ist denn passiert?“. Der Mitarbeiter erklärt alles und das Gespräch endet mit deiner Antwort „Verstehe, eine schwierige Sache. Ich kümmere mich darum.“ Der Mitarbeiter geht erleichtert aus dem Büro und das Problem sitzt wie ein Affe auf deinem Schreibtisch.
Hinweis: Wenn dir das bekannt vorkommt, darf ich dir das Buch „Monkey Management“ von Dr. Jan Roy Edlund empfehlen. Als ich das damals als junge Führungskraft zum ersten Mal gelesen habe, war das lebensverändernd!
Wenn du die Probleme deiner Mitarbeiter annimmst, lädst du dir selbst nicht nur immer mehr Probleme auf, sondern du nimmst deinen Mitarbeitern auch gleichzeitig das Beste an der Arbeit! Du bringst sie um die Erfolgserlebnisse, die sie nur dann erfahren können, wenn sie ihre Probleme selbst lösen und das ist alles andere als liebenswürdig.
Also fokussiere dich darauf, dass dein Team alles hat, was es braucht, um ihre Arbeit bestmöglich erledigen zu können und dann lass sie machen. Und wenn das nächste Mal Jemand vor dir steht und sagt „Wir haben ein Problem!“, dann antwortest du „Aha, interessant. Bis vor 10 Sekunden hatte ich noch keines.“ Lass die Leute erzählen, was das Thema ist und frag sie dann sofort, was sie tun werden, um es zu lösen. Halt dich raus. Wenn du die richtigen Leute hast, finden sie einen Weg.
Für uns Führungskräfte ist das Raushalten so schwierig, weil wir allzu oft glauben, dass wir es besser wissen. Nichts tun muss also geübt werden!
Wie kommt das Thema Liebenswürdigkeit bei dir an? Regt sich Widerstand oder fühlt es sich natürlich an? Will man als liebenswürdige Führungskraft wahrgenommen werden?
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Martin Posarnig