Liebe Unternehmensgestalter, Produktivitäts-Jäger, Macher und Umsetzer!
Heute gehe ich nicht auf eine konkrete Frage oder direktes ein Gespräch mit einem Unternehmer ein, sondern greife ein medial sehr präsentes Thema auf. Keine Sorge, ich lebe nach wie vor aktiv Nachrichten-abstinent, jedoch lässt es sich nicht vermeiden, dass man von den negativen Großereignissen Wind bekommt.
Leider gibt es gerade eine Reihe von namhaften Unternehmen, die in Schwierigkeiten stecken, insolvent sind oder schon bald ihre Werkstore für immer schließen werden. Beispiele dafür sind zum Beispiel KTM in Österreich oder BBS in Deutschland.
Wenn du jetzt nochmal die Überschrift liest, dann denkst du vielleicht „Moment mal, die haben doch nicht geschlossen, weil sie nicht nach Lean Prinzipien gearbeitet haben!“. Es mag nicht der einzige Grund sein. Verschiedene Absatzmärkte sind eingebrochen, Versorgungsengpässe von Lieferanten, Liquiditätsprobleme und erschwerter Zugang zu Kapital, etc. haben nichts mit Lean Management zu tun.
Das stimmt, aber vielleicht erinnerst du dich an den Newsletter Nr. 49 „Kümmere dich um deine eigenen…“ Hier schreibe ich über die Kontrollinstrumente, die wir in der Hand haben. Der Erfolg eines Unternehmens ist dann hoch, wenn man die eigenen Prozesse im Griff hat, eine gute Leistung oder ein gutes Produkt anbietet und diese auf die Bedürfnisse des Marktes treffen.
Heute darf ich dir 3 fatale Fehler vorstellen, die du unbedingt vermeiden solltest:
1. Überproduktion
Überproduktion ist die Mutter aller Verschwendungsarten im Lean Management, weil aus ihr heraus automatisch weitere Verschwendungen entstehen. Überproduktion entsteht, wenn man nicht genau das produziert, was die Kunden wollen. Das ist damals schon dem Unternehmen Ford passiert, weil sie nicht in der Lage waren ihre Produktionslinien zu flexibilisieren. Heute KTM, weil sie sich nicht rechtzeitig an die Nachfrage anpassen konnten.
Bestände aus der Überproduktion müssen transportiert, gelagert, inventiert und vielleicht auch in irgendeiner Form gewartet werden. All das passiert ohne Mehrwert zu generieren bzw. ohne eine Bezahlung dieser Leistungen von Kunden. Schließlich kommen Risiken der Beschädigung oder technischen Veralterung hinzu und die hochpreisige Ware wird zum Abschreibposten.
2. Bestände
Wie oben schon beschrieben, führt fehlende Kundenorientierung zu Beständen. Diese können an verschiedenen Punkten der Wertschöpfungskette auftauchen. Rohmaterial im Lager, Work in Progress (Ware in Arbeit) in der Produktion und im schlimmsten Fall als Fertigprodukt im Versandlager.
Bestände binden Kapital und Ressourcen. Das fehlende Kapital schränkt den Handlungsspielraum in anderen Bereichen wie dem Einkauf oder der Personalentwicklung massiv ein. Je fortgeschrittener wir im Herstellprozess sind, umso wertvoller werden die Produkte und umso größer das Problem.
Hinweis: Fehlende Kundenorientierung beginnt schon im eigenen Unternehmen. Die nächste Abteilung, der nächste Arbeitsschritt ist immer der Kunde. Also sollte auch immer nur das produziert oder weitergegeben werden, was der Kunde auch benötigt.
3. Ineffiziente Nutzung von Ressourcen
Lean Management hat den großen Aufschwung in einer Zeit der Knappheit erlebt. Im Japan der Nachkriegszeit ging es darum aus dem was noch da ist, das meiste herauszuholen. Aus dieser Denke entstand das grundlegende Prinzip nichts zu verschwenden und jede Unternehmensressource effektiv zu nutzen.
Das gilt natürlich auch für Geld. Wer mit seinen finanziellen Mitteln nicht sorgsam umgeht, kann eine gefährliche Spirale in Gang setzen. Weniger Geld für qualitative Materialen oder gut ausgebildete Mitarbeiter führt zu Reklamationen. Diese binden weitere Kapazitäten und die Margen sinken. Die verfügbaren Mittel nehmen weiter ab usw…
Das Management hat die herausfordernde Aufgabe das finanzielle Spannungsfeld zwischen Investoren und anderen Stakeholdern, den Investitionen in neue Märkte oder Technologien, dem Wohl und Interessen der Mitarbeiter und anderen Verpflichtungen wie Steuern etc. zu managen.
Die Kraft liegt in der Reserve. Sie ermöglicht es die Auswirkungen von externen Einflüssen wie Marktveränderungen und Regulierungen abzufedern. So kann man in schwierigen Zeiten in sich selbst investieren, seine Prozesse optimieren und neue Talente an Bord holen, während diese in von Unternehmen, die das nicht beherzigen, freigesetzt werden müssen.
Fazit:
- Habe immer Augen und Ohren am Markt. Wie verhält sich die Nachfrage? Welche Trends können eine nachhaltige Auswirkung auf unser Business haben? Worauf legen unsere Kunden und potenziellen Kunden Wert? Dann produziere ausschließlich, was sie verlangen.
- Halte die Bestände so gering wie möglich. Finde die optimale Balance zwischen Reaktionsfähigkeit auf Kundenanfragen und den Kosten.
- Nutze alle Ressourcen deines Unternehmens so effizient wie möglich. Identifiziere wo sich in deinem Unternehmen im Laufe der Zeit die Verschwendung eingeschlichen hat.
Wie stehst du zu diesen 3 Fehlern? Siehst du das auch so gravierend oder gibt es aus deiner Sicht wichtigeres? Wenn ja, was ist es?
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Martin Posarnig