Liebe Unternehmensgestalter, Produktivitäts-Jäger, Macher und Umsetzer!
Heute widmen wir uns wieder einer konkreten Problemstellung aus der Community. Vielen Dank für die Frage an dieser Stelle!
In einem Produktionsbetrieb muss man sich ständig um das Ausbalancieren der verschiedenen Kennzahlen bemühen. Jeder Indikator für sich gibt einen Hinweis zu Produktivität oder Profitabilität. Einige KPIs (Key Performance Indicators) stehen scheinbar in Konkurrenz zueinander. Ein sehr erfahrener Kollege beschrieb es wie ein Tischtuch. „Wenn du an einer Ecke ziehst, hast du immer Auswirkungen an einer anderen.“
Die Planung der Produktion hat weitreichende Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen. Die Umsetzbarkeit ist direkt abhängig von der Qualität der Planung. Abhängig von der Umsetzung des Plans ist dann die Liefertreue zum Kunden. Gleichzeitig wirken sich die geplanten Verbräuche von Material auf den Einkauf aus usw.
Aber was genau ist denn nun ein „optimales“ Produktionsprogramm? Welche Kennzahlen sollen bedient werden? Wie priorisieren wir? Welche Methoden können wir anwenden?
Zugegeben, das Geschäftsmodell, die Fertigungstechnologien, die Rohstoffe und Produkte selbst und das Kundenverhalten sind hier nur einige Variablen, welche die Produktionsplanung zu einer individuellen Herausforderung machen.
Dennoch möchte ich dir heute wieder 3 Schritte mitgeben, anhand deren du dein optimales Produktionsprogramm erstellen kannst.
1. Erfüllung der Kundenbedürfnisse.
Alle Aktivitäten in unseren operativen Einheiten des Betriebes müssen maximal auf die Erfüllung der Kundenbedürfnisse ausgelegt werden. Hier kommt eine der Maxime aus dem Lean Management zum Tragen: „Maximiere alle Tätigkeiten, für die der Kunde bereit ist zu bezahlen. Eliminiere oder reduziere den Rest“.
Deine erste Planungsprämisse ist also die Erfüllung der Kundenwünsche. Der Produktionsplan muss es möglich machen:
- die richtigen Produkte
- zur richtigen Zeit
- am richtigen Ort
- in der richtigen Qualität
zur Verfügung zu stellen.
Die Lieferperformance (und ggfs. die Reklamationsquote) ist eine der wichtigsten Kennzahlen, die es bestmöglich zu erreichen gilt. Die höchste Produktivität bringt dir überhaupt nichts, wenn du unzufriedene Kunden hast.
Hinweis: Ich sage nicht, dass man mit dem Kunden über nicht über Anpassungen sprechen kann, dennoch präsentierst du dich als zuverlässiger Partner, wenn du seinen Wünschen entgegenkommst. Außerdem wirst du in der Lage sein, bessere Preise aufzurufen, wenn du die obigen Punkte konsequent einhältst.
2. Optimales Bestandsniveau.
Die Bestände an Roh-, Halb- und Fertigware sind in Produktionsbetrieben häufig die größten Kostentreiber. Kombiniert mit einer langen Durchlaufzeit kann das gebundene Kapital auch existenzbedrohend sein. Das Geld für Material, Bearbeitung und Mitarbeiter wurde bereits ausgegeben, während es keiner Zahlung des Kunden gegenübersteht.
Die Ermittlung des optimalen Bestandes sollte von unten nach oben erfolgen. Was bedeutet das? Versuche alle Bestände so gering wie möglich zu planen. Im Rohmateriallager, wie innerhalb der Produktion als auch im Bereich der Fertigwaren. Wenn es zu Versorgungsengpässen kommt, kannst du nach oben korrigieren.
Hinweis: den Bestand zu erhöhen kann kurzfristig eine notwendige Maßnahme sein. Versuche unmittelbar danach Methoden wie das Supermarktprinzip und Kanban-Kreisläufe einzuführen, um die Bestände wieder auf das niedrigste Level zu bekommen.
Das Supermarktprinzip definiert das Bestandsniveau von allen notwendigen Varianten und kann über die gesamte Herstellung eingesetzt werden. Die Definition von Kanban-Kreisläufen ergänzt das Supermarktprinzip, um sicherzustellen, dass die Versorgung konstant aufrecht gehalten wird.
3. Optimale Auslastung.
Die optimale Auslastung deiner Anlagen und Mitarbeiter kommt hier an 3ter Stelle. Wie kann das sein? Hätte man das doch am ehesten auf Platz 1 vermutet. Die optimale Auslastung kann nicht völlig isoliert von den ersten beiden Punkten gesehen werden, ist aber mehr eine Konsequenz daraus.
Wenn wir verschiedene Produkte oder Varianten fertigen, dann ist die optimale Auslastung immer eine Kombination aus Produktionszeit, Umrüstungen und Wartungen. Wenn wir der Einfachheit halber die Wartungen ausklammern, bleibt immer noch der Trade-off zwischen großen Losen und Umrüstungen.
Große Fertigungslose haben den Vorteil, dass wir die Produktivität hochhalten können. Während gleichzeitig die Kundenbedürfnisse vielleicht nicht erfüllt werden können. Da die Kundenbedürfnisse aber höhere Priorität haben und wir nicht auf Bestand produzieren wollen, müssen wir Varianten wechseln bzw. umrüsten.
Wenn wir an die viel propagierte Losgröße 1 denken, sehen wir meistens, dass die Produktivität in den Keller geht. Sicherlich kommt dies der Kundenzufriedenheit zugute, nicht aber unserer Kalkulation der Herstellkosten.
Was wir brauchen, ist die optimale Losgröße. Und hier gibt es ein bewährtes Rezept: Auf Basis der Andlerschen Losgrößenformel können wir den idealen Umfang jedes Produktionsloses berechnen. Sie liefert uns den Schnittpunkt zwischen den Bestandskosten und den Umrüstkosten.
Damit hast du nun 3 Schritte, die du der Reihe nach berücksichtigen kannst um zum optimalen Produktionsprogramm zu kommen.
Was ist deine Meinung dazu? Wie kommt ihr zum optimalen Produktionsprogramm?
Bei uns steht die Auslastung auf Platz 1 weil…
Der „Störfaktor“ Kunde zerstört uns jegliche Planung weil…
Unsere Kriterien für ein optimales Produktionsprogramm sind…
Teile gerne deine Learnings mit der Community.
Du hast Fragen zu dem Thema oder möchtest mir ein Feedback zum Newsletter geben? Zögere bitte nicht!
Du kannst mich jederzeit über mein LinkedIn-Profil oder per E-Mail erreichen. Dein Feedback ist für mich extrem wichtig. Denn nur so kann ich diesen Newsletter mit noch mehr produktivem Input für dich füllen.
Abonniere jetzt unseren wöchentlichen Produktivitäts-Pilot Newsletter!
Dein Produktivitäts-Pilot
Martin Posarnig